Anziehungskräfte

von Mirza Metin

Über 4.000 Kilometer liegen zwischen Bonn und Şengal – und in dem Stück von Mirza Metin, welches das fringe ensemble im Mai 2018 zur Uraufführung brachte, liegen diese 4.000 Kilometer anfangs auch zwischen Şêrîn und Ferhad. Ohne sich zu kennen, ohne voneinander auch nur zu wissen, machen sich die Beiden am selben Tag auf einen weiten Weg: Sie, um von Bonn dorthin zurückzukehren, wo sie geboren ist, er, um Krieg und Zerstörung hinter sich zu lassen. In Istanbul kreuzen sich ihre Wege. Sie verlieben sich. Aber sie lassen sich von ihren Zielen nicht abbringen. Und doch finden sie in der Liebe einen neuen Sehnsuchtsort.

Frank Heuel lernte den kurdischen Autor, Schauspieler und Regisseur Mirza Metin während seines zwölfmonatigen Stipendiums der Kunststiftung NRW in Istanbul kennen. Dort arbeitete er mit ihm als Autor und Schauspieler in der Produktion „Zwischenhalt“ zusammen. Im Rahmen eines Artist-in-Residenz-Programmes des ifa (Institut für Auslandsbeziehungen) verbrachte Mirza Metin über ein Jahr in Köln/Bonn und arbeitete mit dem fringe ensemble zusammen.

„Anziehungskräfte“ ist ein Auftragswerk, das bereits 2017 mit einer Recherche begonnen hatte. Hierzu hatte Mirza Metin in Bonn und in Köln zahlreiche Interviews mit Kurden unterschiedlichen Alters geführt und aufgezeichnet. In den Gesprächen ging es in erster Linie um die individuellen Lebensgeschichten, um Fragen nach der Herkunft, nach dem Grund des Hierseins, nach Hoffnungen und Wünschen. Zwei der Lebensgeschichten, die Metin besonders exemplarisch erschienen und ihn in ihrer Intensität berührten, finden sich in den beiden Figuren des Stückes wieder.

 


Gefördert durch: Bundesstadt Bonn, Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen und dem Institut für Auslandsbeziehungen.