von Goran Ferčec (Text) und Gregor Schwellenbach (Musik)
ARBEITSSCHLACHTEN ist ein Theatertext, der im Rahmen des zweijährigen (2013/14) internationalen Projektes VÖLKERSCHLACHTEN entstanden ist. Der kroatische Autor Goran Ferčec beschreibt in seinem Text seinen Besuch in Saturns Reich (einer Filiale des international agierenden Multimediakonzern SATURN) im krisengeschüttelten Griechenland, bei welchem er eine CD mit der Matthäus-Passion erwirbt und dessen Inhalt mit der realen Geschichte hungerstreikender Näherinnen in seiner Heimatstadt Zagreb verwebt. (Dieser Arbeitskampf fußt auf realen Ereignissen.)
Die Inszenierung folgt der Zweiteilung des Textes, die mit der Beschreibung der Situation im Reich Saturns in einer nicht benannten griechischen Stadt aus der Sicht des erzählenden Ichs (Alter Ego des Autors) bis zur Flucht aus Saturns Reich einschließlich des Fluges zurück nach Zagreb beginnt. Dieser Teil ist formal gesehen ein Monolog.
Der folgende zweite Part ist dann die Beschreibung des Hungerstreiks von 200 Näherinnen aus Zagreb. Sie sind Opfer der Textilindustrie, die durch Privatisierung zerstört wurde. Sie warten seit mittlerweile 5 Monate auf ihren Lohn. Nach ihrem achtstündigen Arbeitstag gehen sie nicht nach Hause, sondern verbringen den restlichen Tag vor der Fabrik, in der Hoffnung, dass ihre Gehälter endlich ausbezahlt werden. Der Text nimmt in diesem Teil Elemente der Passion wie Choral, Rezitativ, Narrator und Soloparts auf und gibt ihm so eine ganz eigene Struktur.
Mit der kongenialen Musik zu diesem Text von dem deutschen Musiker Gregor Schwellenbach wird aus diesem Text ein modernes Musiktheater. Das Ensemble ist mit Schauspieler*innen aus 4 Nationen (PL, CH, D, D/TR) international besetzt, so wie das gesamte Projekt ARBEITSSCHLACHTEN in der Zusammensetzung wie inhaltlich eine starke europäische Dimension besitzt: Ein kroatischer Autor schreibt einen auf realen Ereignissen – die europäische Krise beginnend in Griechenland gespiegelt im Hungerstreik kroatischer Arbeiterinnen vor dem Hintergrund einer neoliberal geprägten außer Rand und Band geratenen Weltwirtschaft – und subjektiven Erlebnissen basierenden Text, den ein in Deutschland beheimatetes freies Theaterensemble für die Bühne erarbeitet.
Großartig die Schlussszene mit Goran Ferčecs „Arbeitsschlachten“ über den Hungerstreik von Arbeiterinnen in Form einer Bachschen Passion.
Hans-Christoph Zimmermann, choices, Mai 2014
Grandios ist der Schlusschor, in dem Bachs „Matthäuspassion“ aus dem Reich des kinderfressenden Medienhelden Saturn auf den Hungerstreik von um ihren Lohn betrogene Textilarbeiterinnen trifft (Text von dem Kroaten Goran Ferčec). Manuel Klein singt den Evangelisten und dirigiert die ganze Schar zur Musik von Gregor Schwellenbach.
General-Anzeiger Bonn, 09. April 2014
Der kroatische Autor Goran Ferčec thematisiert den Hungerstreik von Näherinnen einer Textilfabrik. Heuel kleidet das in ein Klassenkampf-Oratorium, ein Passionsspiel, von dem man nicht glaubte, dass es so noch möglich ist. Schauspielerinnen sprechen und singen zum monotonen Takt der Nähmaschinen, vor denen sie stehen. Männer liefern den chorischen Gegenpart, und die Musik Bachs erhöht eine Begebenheit, von der man weiß, wie deprimierend alltäglich sie ist, aus eben dieser Alltäglichkeit.
Leipziger Volkszeitung, 03. März 2014
Mehr über VOR DEN HUNDEN / ARBEITSSCHLACHTEN erfahren Sie auf der Website des fringe ensemble.
Gefördert von: Bundesstadt Bonn, NRW Landesbüro Freie Darstellende Künste e.V., Kunststiftung NRW.