Nur fliegend

Marga von Etzdorf und Melli Beese

Ein Nachruf
von Maja Das Gupta

NUR FLIEGEND ist die erste Zusammenarbeit mit der jungen Autorin Maja Das Gupta. Basierend auf einer Idee der Autorin wird das Stück im Dialog zwischen ihr und dem Regisseur entstehen. Im Zentrum von NUR FLIEGEND stehen zwei Frauen, die zu ihrer Zeit als Pionierinnen galten, denn sie waren die ersten fliegenden Frauen. Für sie war das Leben nur fliegend lebenswert.

Aus dem Exposé der Autorin: „Melly Beese hatte sich bereits mit ihrem ersten Studium in eine Männerdomäne begeben und sich mit Bildhauerei beschäftigt. Dann plötzlich der Gedanke zu fliegen. Und nicht nur das: Sie wird selbst Flugzeuge konstruieren, eine Flugschule leiten. Bis sie sich in den falschen Mann verliebt, einen Franzosen. Zur Zeit des 1. Weltkriegs Staatsfeind Nummer eins – ihre Fluglizenz wird ihr entzogen. Nach dem Weltkrieg versucht sie ein fliegerisches Come back und scheitert. Wenig später nimmt sie sich das Leben.

Ähnlich das Schicksal, das Marga von Etzdorf erleidet: Aus großbürgerlichem Hause stammend, will auch sie zum Entsetzen der Eltern nur eins: Fliegen. Inzwischen hat es zwar einige fliegende Frauen gegeben, ein „bürgerlicher Lebenswandel“ aber sieht anders aus. Marga setzt sich durch. Sie wird eine der ersten Langstreckenfliegerinnen. Als sie einen ernsthaften technischen Fehler bei einer Landung macht, bei der ihr Flugzeug zu Schaden kommt, weiß sie: Nie wird ihr jemand wieder eines anvertrauen. Sie erschießt sich noch auf dem Flugplatz.

Die Figuren sind Künstlerpersönlichkeiten, im Moment des Fliegens realisieren sie ihr Werk. Sie verbindet ein radikales Selbstverständnis, das nicht eine Sekunde nach dem ökonomischen Nutzen des eigenen Tuns fragen – ein spannendes Thema in einer Zeit, die den Nutzen über alles stellt.“

Premiere: 02. Mai 2012 im Theater im Ballsaal, Bonn

„Die mehrfach ausgezeichnete Dramatikerin Das Gupta, 2002 Teilnehmerin des Nachwuchs-Autorentreffens der Bonner Biennale, hat das Werk im Rahmen des Projektes fringe-writers im Auftrag des fringe ensembles verfasst. Es ist trotz diverser Original-Zitate und biografischer Zeugnisse kein Doku-Drama, sondern eine Studie über zwei sehr unterschiedliche Frauen, die radikal ihren Traum vom Fliegen verwirklichten und dabei die männliche Lufthoheit durchbrachen.
Fringe-Chef Frank Heuel inszeniert die tollkühnen Weiber mit ihren fliegenden Kisten in einer gelungenen Mischung aus luftigem Freiheitspathos und brennender Leidenschaft. … begeisterter Jubel bei der ausverkauften fringe-Premiere.“

Elisabeth Einecke-Klövekorn, General-Anzeiger Bonn, 05. Mai 2012

„Das Guptas Uraufführung im Ballsaal benutzt das Pathos als Theaterton, der Fliegen in das Mysterium verwandelt. Für sein Label fringe-writers hatte sich Frank Heuel bei ihr etwas für zwei Aktricen bestellt, für Bettina Marugg vom fringe ensemble und Petra Weimer vom Theater Rampe Stuttgart. Beide sind richtig stark in der Koproduktion der beiden Bühnen. Gespielt wird der hoch spezialisierten Theaterlinie von Heuels fringe ensemble, die Text und Aufführung mit den Autoren gemeinsam entwickelt.
Es ist Heuels Handschrift, die man auf der Ballsaalbühne sieht. Zwischen großen Projektionsflächen sitzen die beiden Pilotinnen im Cockpit vor ihren Armaturen, in Ledermontur und mit dunklen Fliegerbrillen. Hinter ihnen öffnet sich der mystisch erstrahlende Himmel, der nur ihnen gehört. Oder man sieht in eine leere Flugzeugkabine. Fast überraschend funktionieren der Text und Heuels flexibler Umgang mit ihm und den beiden Fliegerheroinnen richtig gut.“
H. D. Terschüren, Bonner Rundsschau, 05. Mai 2012


Vom 25. bis 28. September zeigen wir NUR FLIEGEND in der studiobühnekoeln.